Politik muss aus dem Volk heraus kommen

„POLITIK MUSS AUS DEM VOLK HERAUS KOMMEN, NICHT AUS EINEM DOKTORTITEL“
EMSDETTEN. Erik Eßmann ist 19 Jahre alt, engagiert sich in den Messdiener-Leiterrunden von St. Pankratius, macht eine Ausbildung zum Elektroniker bei Egeplast, hat vorher die Geschwister-Scholl-Schule besucht, fährt Rad, joggt und – ist Ortsverbandsvorsitzender der Jungen Union Emsdetten.
Warum für ihn Politikverdrossenheit ein Fremdwort ist und was ihn motiviert, darüber sprach er mit Lara Loges.
Seit wann sind Sie in der Politik aktiv?
Seit ich 14 Jahre alt bin.
Warum ausgerechnet CDU?
Ich habe schon immer gern Erklärungen für Aussagen erhalten und finde, dass das da gut funktioniert.
Läge es mit 14 Jahren nicht vielleicht näher, sich für die Grünen oder die Linke zu entscheiden, anstatt für die CDU?
Mir gefiel die abwägende Haltung. Außerdem ist es auch von Zuhause geprägt. Mein Vater ist jetzt auch nicht so der Linke. Wenn dann im Haushalt diskutiert wird, man gemeinsam Zeitung liest und bespricht, ergibt sich manches. Die politische Richtung im Münsterland, in Ahlintel, im ländlichen Bereich hat auch eher traditionell eine Tendenz zur CDU als beispielsweise das Ruhrgebiet.
Also war die Parteifindung leicht?
Es ist immer ein Diskussionsprozess, schließlich habe ich mich für die CDU entschieden. Und ich kann sagen, es hat sich über die Jahre eher gefestigt, als dass ich in meiner Haltung schwammig geworden wäre.
Warum?
Es ist durchaus von Vorteil in der Politik aktiv zu sein. Da kommen Fakten auf den Tisch, die Außenstehende teils nicht wissen oder nicht richtig einordnen können. Meine Haltung kann ich mir aus Fakten bilden, nicht über Dritte. Die Meinung am Tresen ist nicht unbedingt der neuste Stand der Tatsachen. So kann ich zu bestimmten Themen mehr erzählen.
Gibt es weitere Vorteile?
Politisch aktiv zu sein, heißt, wirklich mitzureden, sich zu engagieren, was zu bewegen. Demokratie will mitgestaltet werden. Alle schimpfen, aber keiner macht was. Dabei ist das doch das Schöne an der Demokratie, tief greifende Veränderungen mitzutragen und nicht nur Kreuzchen auf Wahlzetteln zu machen.
Man spricht viel von der Politikverdrossenheit der Jugend. Warum kam es anders?
Es interessiert mich, teilzuhaben. Und es beansprucht ja nicht unglaublich viel Zeit. Außerdem sind die Treffen der Jungen Union nicht nur politisch, wir machen auch Boßeltouren, Weihnachtsfeiern. Manche JU-Sitzungen finden auch mal im C-Dur bei einem Bierchen statt. Junge Menschen lassen sich durchaus überzeugen. Aber auch Jüngere wollen eine sachliche Argumentation, nicht mit Parolen bespaßt werden.
Was sagt das Umfeld?
Das gewöhnt sich dran. Meine Freundin hat damit kein Problem. Ich hab auch nicht das Bedürfnis, den ganzen Tag über Politik zu reden. Die Leute interessieren sich für mein politisches Engagement, es betrifft die Menschen ja auch.
In ihrer politischen Haltung sind viele eher zögerlich, aber es ist auch nicht leicht, eine politische Richtung für sich zu finden. Viele glauben, wenn man sich für eine Partei entscheidet, darf man nicht mehr kritisch dazu stehen.
Wie ist das mit der Kritik?
Kritisch zu sein, geht einem nicht verloren. Nur, weil man in einer Partei ist, hört man ja nicht auf, kritisch zu sein. Ich bin auch nicht mit allem Grün, was in der Partei passiert. Aber mir gefällt wie gesagt die abwägende Haltung, die Diskussionsprozesse, Absprachen und die Entscheidungsfindung. Man macht sich Gedanken, wird gehört, kann mitgestalten. Durch den JU Vorsitz merke ich, man bewegt wirklich was.
Was ist ein persönliches Ziel?
Die SPD ist eher arbeitnehmerlastig, die CDU leider Arbeitgeber. Das möchte ich gern anders sehen. Wir brauchen als CDU eine Sozial- und Wirtschaftspolitik, die die soziale Marktwirtschaft stärkt, für beide Seiten.
Dann wäre die SPD doch auch eine Option gewesen?
Bei der SPD sehe ich die Chance das zu realisieren weniger. Die SPD verzettelt sich oft, wobei das nicht heißt, dass das der CDU nicht passiert. Die SPD prescht aber oft stark vor, ist mir nicht abwägend genug.
Elektroniker oder politische Karriere?
Erst mal möchte ich mehr für Ahlintel machen. In Jobs mit großer Redestärke sehe ich mich noch nicht. Aber das ist ok so. Es ist wichtig, dass Politik Bodenhaftung hat. Das macht Politik ansprechend. Wenn jemand meint, seinen Lebenlauf fälschen zu müssen, um besser aufsteigen zu können in der Politik, wie es gerade der Fall war, halte ich das für ein Alarmsignal. Politik muss aus dem Volk heraus kommen, nicht aus einem Doktortitel. Meine Ausbildung endet im Winter 2017. Dann würde ich gern erst einmal in der Firma bleiben und später eventuell meinen Meister machen.
(c) Emsdettener Volkszeitung vom 10.09.2016

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